Bonn ist mit dem Wiedervereinigungsdenkmal am Beueler Rheinufer seit vergangenen Freitag um eine Attraktion reicher. Das „wachsende Denkmal“ besteht aus drei Bäumen: Eine Buche steht für den Westen, eine Kiefer für den Osten und eine Eiche für das wiedervereinigte Deutschland.
Von Maximilian Mühlens, Bonn
Beherzt greift Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einer bereitstehenden Schaufel, geht zu einem Berg Muttererde und schaufelt immer wieder mehrere Ladungen Erde direkt an die Eiche.
Es sind drei Bäume – eine Eiche, eine Buche und eine Kiefer -, die seit Freitag am Beueler Rheinufer die Einheit Deutschlands, das Zusammenwachsen von Ost und West symbolisieren. Die Bäume, die zwischen 20 und 25 Jahre alt und bis zu acht Meter groß sind, sind in einem gleichseitigen Dreieck mit jeweils zehn Metern Seitenlänge angeordnet. Sitzbänke und eine Erinnerungstafel werden das Denkmal demnächst komplettieren.
„Hier in Bonn wurden die rechtlichen Voraussetzungen für die Wiedervereinigung geschaffen, hier wurde der Vertrag über die Wirtschafts- und Sozialunion unterzeichnet. Das waren für Deutschland entscheidende Schritte, die den Weg zur Einheit unumkehrbar gemacht haben“, blickte die Bundeskanzlerin zurück. Merkel nannte das „wachsende“ Baumdenkmal ein „Sinnbild für die Deutsche Einheit“ und den „schönsten Moment unserer jüngeren Geschichte“. Die deutsche Geschichte zeige, dass „ein Wandel zum Guten möglich ist“, erklärte die Kanzlerin mit Blick auf die vielen aktuellen Krisenherde auf der Welt.
Bei der Pflanzung erhielt Merkel tatkräftige Unterstützung von Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Baumstifter Günther Fielmann (Brille Fielmann), Ideengeber Werner Erhardt und Wolfgang von Geldern, Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), die die Baumdenkmal-Aktion organisiert. „Bereits 160 Städte und Gemeinden haben oder werden sich für ein Wiedervereinigungsdenkmal entscheiden. Dabei entsteht eine Gemeinsamkeit, wie es sie in dieser Hinsicht noch nie gab“, erläuterte SDW-Mitglied Werner Erhardt. Der Internationale Chor der Rheinischen-Friedrich-Wilhelms-Universität untermalte die Pflanzung mit mehr als 100 Sängerinnen und Sängern aus 18 Nationen musikalisch.
Verfolgten die Pflanzung in Bonn einige interessierte Bürger und Kinder eines Kindergartens, war der zweite Termin der Kanzlerin beim Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) für die Öffentlichkeit nicht einsehbar. In Köln-Chorweiler ließ sich die Bundeskanzlerin rund anderthalb Stunden von BfV-Präsident Hans-Georg Maaßen durch die Behörde führen. Es war schon fast ein historischer Besuch, hatte sich bis vergangenen Freitag mit Helmut Schmidt im Jahre 1979 nur ein Amtsvorgänger Merkels beim Kölner Hauptsitz des Inland-Nachrichtendienstes blicken lassen. Nach dem Besuch nahm sich die Bundeskanzlerin ganz genau 2 Minuten und 20 Sekunden Zeit für die wartende Presse – Nachfragen waren dabei nicht erwünscht. „Wir möchten alle, dass die Menschen in Deutschland in Sicherheit leben können und wir brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bundesamt für Verfassungsschutz und anderswo, um diese Sicherheit immer wieder zu gewährleisten, und dafür abschließend nochmal ein herzliches Dankeschön“, erklärte die Kanzlerin. Über Links- und Rechtsextremismus sowie über Salafisten und Dschihadisten konnte sich Merkel dem Statement zu Folge in der Behörde auch informieren. Außerdem zeigte sie sich „beeindruckt von der rasanten Geschwindigkeit“ mit der die Verfassungsschützer ihre Analysen fertigen und „Menschen verfolgen, die sozusagen am Abgrund des Lebens arbeiten“.